Marktcheck Gemüseaufstriche: Wie nährstoffreich sind sie wirklich?

Stand:
Das Angebot an vegetarischen und veganen Brotaufstrichen boomt. Der Verzehr von Karotten, Paprika und Co. gilt als gesunde und klimafreundliche Alternative zu Fleischprodukten. Doch halten sie, was sie versprechen? Die Verbraucherzentrale Sachsen hat den Check gemacht.
Brot mir Gemüseaufstrich

Das Wichtigste in Kürze

  • Die getesteten Gemüseaufstriche bestanden im Schnitt zu 60 % aus Gemüse, Obst oder Hülsenfrüchten. Zusammensetzung und Nährwerte variierten jedoch stark.
  • Viele Aufstriche hatten einen hohen Gesamtfettanteil (durch Öl, Samen oder Nüsse) und enthielten teilweise viel Salz. Positiv sind die vielen Ballaststoffe aufgefallen.
  • Mit durchschnittlich 1,60 €/100 g waren Gemüseaufstriche deutlich teurer als beispielsweise Frischkäse oder Hummus. Selbstgemachte Aufstriche sind oft günstiger, gesünder und individueller im Geschmack.
     
On

Zutatenstruktur: Was dominiert im Glas?

Gemüseaufstriche sind eine beliebte pflanzliche Alternative zu Wurst oder Käse und mittlerweile in vielen Geschmacksrichtungen erhältlich. Die Verbraucherzentrale Sachsen hat 52 vegane Bio-Produkte genauer betrachtet und dabei vor allem auf Zutaten, Nährwerte und den Preis geachtet. Die Ergebnisse zeigen: Gemüseaufstriche haben einiges zu bieten, aber auch ein paar Dinge, auf die Verbraucher*innen achten sollten.

Ohne Tomate geht (fast) nichts

Die Analyse der Zutatenlisten zeigte: In fast jedem fünften Produkt hatte die Tomate und Tomatenprodukte wie Tomatenmark oder Tomatenpüree den mengenmäßig größten Anteil (= Hauptzutat). Tomaten sind sehr vielseitig, günstig und geschmacklich beliebt. Ebenfalls häufig vertreten waren Rote Bete und Paprika (in jeweils 7 Produkten), die den Aufstrichen nicht nur eine kräftige Farbe schenken, sondern auch süßlich-herbe Geschmacksnoten einbringen.
 

Beispiel: Zutaten eines klassischen Tomate-Basilikum-Aufstrichs

38% Tomatenmark einfach konzentriert*, 14% passierte Tomaten*, Sonnenblumenkerne*, Sonnenblumenöl*, Zitronensaft aus Zitronensaftkonzentrat*, Zwiebeln*, 3% Basilikum*, Reisgrieß*, Wasser, Zucker*, Meersalz, Kräuter*, Knoblauchpulver*, Gewürze*. *aus kontrollierter ökologischer Landwirtschaft


Auch bei den wertgebenden Zutaten, also jenen, die den Geschmack oder die Qualität des Produkts prägen, lag die Tomate und Tomatenprodukte mit großem Abstand an der Spitze (16 Produkte), gefolgt von Paprika (12 Produkte). Schärfe brachte Meerrettich (7 Produkten), während Rote Bete (7 Produkte) für erdige Süße sorgte. Für seltene Abwechslung sorgten Zutaten wie Süßkartoffel, Champignon oder Spinat.

Wertgebende Zutaten der untersuchten Gemüseaufstriche



Ein deutlicher mediterraner Einfluss zeigte sich durch Zutaten wie Basilikum oder Aubergine (5 Produkte) oder Zucchini (4 Produkte). Auch Nüsse und Süßkartoffeln wurden in je drei Produkten gezielt eingesetzt – sie liefern Cremigkeit und sättigende Nährstoffe. „Highlight-Zutaten“ wie Mango, Papaya, Dattel oder Kürbis sorgten für geschmackliche Abwechslung (Produktbeispiele siehe Abbildungen).
 

 

Kürbiscreme 
mit Olivenöl 
(dmBio, 180 g)
Screenshot: dm.de/ 9.12.2025
Brotaufstrich 
Spargelcreme 
(LaSelva, 180 g)
Screenshot: dm.de/9.12.2025
Vegane Streichcreme mit 
Süßkartoffel, Dattel und Curry 
(Rewe Bio, 180 g)
Screenshot: rewe.de/9.12.2025
Vegane Streichcreme mit
Mango, Papaya und Curry 
(Rewe Bio, 180 g)
Screenshot: rewe.de/9.12.2025


Alles Sonnenblume oder was!?

Wer glaubt, beim Gemüseaufstrich vor allem Gemüse auf dem Brot zu haben, irrt: Zutaten wie Wasser oder Sonnenblumenöl (für die cremige Konsistenz und als Geschmacksträger) fanden sich jeweils in sechs Rezepturen als Hauptzutat. In 47 der 52 Produkte waren Sonnenblumenkerne in großen Mengen enthalten. Sonnenblumenöl war in 42 Fällen enthalten. 

Beide Bestandteile sind maßgeblich für den teils hohen Fettgehalt der Aufstriche verantwortlich. Sonnenblumenkerne bestehen zu etwa 50 % aus Fett, Sonnenblumenöl sogar zu 100 %. Sie sind aber nicht per se problematisch: Sonnenblumenkerne liefern wertvolle ungesättigte Fettsäuren, Eiweiß und Vitamin E. Sie sorgen zudem für eine cremige Konsistenz sind ein verhältnismäßig günstiger Grundstoff.

Nährwerte: Viel Gemüse, aber auch viel Fett

Die Analyse zeigte große Unterschiede in der Zusammensetzung der Produkte. Positiv fiel auf: Im Durchschnitt bestanden die Produkte zu 60 % aus Gemüse, Obst oder Hülsenfrüchten. Einige Sorten schafften es sogar auf 78 % und liefern damit wertvolle pflanzliche Inhaltsstoffe.

Fett

Der Fettgehalt lag im Schnitt bei 19,5 g/100 g, vor allem bedingt durch Öle, Samen oder Nüsse. Manche Produkte enthielten nur 6 g Fett, andere dagegen bis zu 38 g. Damit sind Gemüseaufstriche im Gesamtfettanteil vergleichbar mit tierischen Brotbelägen wie Wurst oder Käse. In der Zusammensetzung der Fettsäuren zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede: Tierische Produkte wie Wurst oder Käse enthalten vor allem ungesunde, gesättigte Fettsäuren. Gemüseaufstriche punkten dagegen mit mehr gesunden, ungesättigten Fettsäuren. 

Der Anteil gesättigter Fettsäuren war mit durchschnittlich 2,3 g eher niedrig. Fett war der Hauptenergieträger dieser Produkte. Je nach Rezeptur (z. B. mit Ölen, Nüssen, Samen) kann der Fettgehalt stark variieren. Im Schnitt steckten 19,5 g Fett pro 100 g im Aufstrich – das entspricht rund zwei Esslöffeln Öl. 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt nicht mehr als 30 % der täglichen Energiezufuhr in Form von Fett aufzunehmen. Bei einer dreißigjährigen Frau mit moderater Bewegung würden bereits 100 g Aufstrich, etwa 2,5 bestrichene Brotscheiben, durchschnittlich ein Drittel des täglichen Fettgehalts ausmachen. 

Genauere Angaben zur Zusammensetzung der Fette finden Sie hier.

Salz

Der durchschnittliche Salzgehalt lag bei 1,3 g/100 g. Teilweise reichte dieser aber bis salzige 1,9 g/100g. Die DGE empfiehlt max. 6 g Salz pro Tag. 100 g eines salzreichen Aufstrichs, etwa 2,5 bestrichene Brotscheiben, decken also schon ca. 22 % oder mehr davon.

Zucker

Der Zuckergehalt war insgesamt moderat und lag im Schnitt bei 5,4 g/100g. Doch auch hier gab es große Unterschiede von geringen 1,2 g Zucker bis 11 g je 100 g Brotaufstrich, was etwas mehr als zwei gestrichenen Teelöffeln Zucker entspricht. Insgesamt lässt sich die Hälfte aller betrachteten Gemüseaufstriche nach Health Claims Verordnung als zuckerarm beschreiben (nicht mehr als 5 g Zucker pro 100 g Lebensmittel).

Kalorien

Einige Aufstriche waren in Bezug auf ihren Kaloriengehalt vergleichbar mit einem mageren Frischkäse, andere eher energiereich und vergleichbar mit fettreichen Käse- oder Nussaufstrichen. So reichte der Energiegehalt von 82 kcal/100 g bis 406 kcal/100g. 

Eiweiß

Eiweiß war mit durchschnittlich 4,1 g pro 100 g deutlich weniger als bei Käse oder Hülsenfrüchten enthalten. 

Ballaststoffe

Ein Pluspunkt: Mit durchschnittlich 2,5 g pro 100 g lieferten Gemüseaufstriche so viele Ballaststoffe wie ein kleiner Apfel. 

Verdickungsmittel

Jedes dritte Produkt beinhaltete Verdickungsmittel. Am häufigsten eingesetzt wurde Johannisbrotkernmehl (9 Produkte), gefolgt von Guarkernmehl (7 Produkte). Beide sorgen für eine cremige, streichfähige Konsistenz – besonders bei Aufstrichen mit viel Wasser. Grundsätzlich gelten sie als unbedenklich. Allerdings können sie bei empfindlichen Personen, etwa mit Soja-Allergie, Kreuzreaktionen auslösen. Guarkernmehl kann in großen Mengen zudem Blähungen verursachen.

Zur Kasse, bitte: Was kostet ein Gemüseaufstrich

Unser Marktcheck zeigt: Ein Glas Gemüseaufstrich enthielt im Schnitt 150 g und kostete rund 2,30 €. Das klingt zunächst moderat – hochgerechnet auf 100 g zahlen Verbraucher*innen aber etwa 1,60 €. Einzelne Premium-Produkte kosteten sogar fast 6 € pro Glas. Damit sind Gemüseaufstriche deutlich teurer als viele Alternativen: Frischkäse gibt es zum Beispiel schon für etwa 0,50 €/100 g, Hummus für rund 1,00 €/100 g. Fleischhaltige Aufstriche wie Leberwurst kosten dagegen ähnlich viel.
 

Preisverteilung der untersuchten Gemüseaufstriche




Am günstigsten ist ein Aufstrich, wenn man ihn selbst zubereitet: Für rund 300 g Möhren-Aufstrich aus Möhren, Zwiebeln, Rapsöl, Sonnenblumenkernen, Petersilie, Salz und Pfeffer haben wir in unserem Testrezept weniger als 1,20 € bezahlt. Das entspricht etwa der doppelten Menge einer durchschnittlichen Portion in unserem Check. Die Kosten für die Zubereitung sind dabei nicht berücksichtigt.

Fazit und Empfehlungen: selber machen spart Geld und unnötige Zutaten

Gesund, aber nicht immer leicht: Die Gemüseaufstriche punkteten mit einem hohen Gemüseanteil, Ballaststoffen und vergleichsweise wenig gesättigten Fettsäuren. Sie sind eine gute pflanzliche Alternative zu Wurst und Käse, enthielten aber oft mehr Fett und Salz, als man vermuten würde. 

Worauf Verbraucher*innen beim Kauf achten sollten: 

  1. Produkte mit hohem Gemüseanteil wählen (über 60 %)
  2. Auf Salz- und Fettgehalt achten – vor allem bei täglichem Verzehr
  3. In Maßen genießen und nicht ganze Gläser auf einmal verzehren 

Unser Tipp: Wer häufiger Gemüseaufstrich isst, spart mit Selbstgemachtem! 

Aus Gemüse der Saison, Hülsenfrüchten, Öl und Gewürzen lässt sich schnell ein Aufstrich zubereiten – günstiger, gesünder und ganz nach eigenem Geschmack. So kann auch der Fett- und Salzgehalt individuell bestimmt werden. Selbstgemachte Aufstriche bieten sich zudem ideal an, um übrig gebliebenes Gemüse vor der Tonne zu retten: Wenn zum Beispiel eine Möhre bereits weich geworden ist, kann sie noch wunderbar für einen Aufstrich verwendet werden. 

>> Leckere Rezeptideen gibt es hier.


So sind wir vorgegangen

Für den Marktcheck hat die Verbraucherzentrale Sachsen 52 Gemüseaufstriche genauer unter die Lupe genommen. Alle Produkte waren vegan und aus biologischem Anbau. Erhoben wurden die Daten im Juli 2025. Die Aufstriche wurden in Supermärkten, Discountern, Bioläden als auch im Online-Handel gecheckt. In die Auswahl kamen nur Produkte, die auf der Verpackung deutlich ein oder mehrere Gemüsesorten als wertgebende Zutat beworben haben. 

Aufstriche, die Milchprodukte enthielten oder nur aus Hülsenfrüchten (z.B. Hummus) bestanden, blieben außen vor. Untersucht wurden unter anderem der Obst- und Gemüseanteil, die Zutatenlisten, die Nährwerte sowie die Preisangaben.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.


Foerderlogo-Freistaat-Sachsen-Modern